lautstark. 22.06.2021

Digitaler Gewerkschaftstag: Wegweisende Beschlüsse

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GEW NRW tagt und diskutiert erstmals online

Im Mittelpunkt des ersten digitalen Gewerkschaftstags am 29. Mai 2021 standen zwei Themenblöcke: die Bildungsfinanzierung des Landes und die Organisationsentwicklung der GEW NRW.

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  • Ausgabe: lautstark. 04/2021 | Stress und Achtsamkeit: Jetzt mal langsam!
  • Autor*in: Michael Schulte
  • Funktion: Geschäftsführer der GEW NRW
Min.

Organisationsentwicklung

Die 400 Delegierten einigten sich darauf, die ehrenamtliche Arbeit in der GEW NRW weiter zu stärken. Denn die Bildungsgewerkschaft lebt vom ehrenamtlichen Engagement.

In den Landesgremien und in der GEW vor Ort arbeiten weit mehr als 1.000 Kolleg*innen im Ehrenamt – längst nicht so unterstützt, wie es geboten wäre. Und das in einer Zeit, in der die Attraktivität von ehrenamtlicher Arbeit schwindet. Unbestritten ist zudem, dass Veränderungen in den Arbeitsfeldern unseres Organisationsbereichs die Mitarbeit im Ehrenamt erschweren. Steigende Belastung, Entgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben sowie Unsicherheit im Job sind die Rahmenbedingungen. Darauf muss die GEW NRW reagieren. Wer junge Mitglieder zu aktiver Mitarbeit gewinnen will, muss die Vereinbarkeit von Privatleben und Gewerkschaftsarbeit verbessern und attraktivere Angebote machen. Fünf Beschlüsse des Gewerkschaftstages weisen den Weg, das Ehrenamt attraktiver zu gestalten:

  • Der Beschluss „Die GEW NRW stärken“beschreibt, wie wir durch Regionalgeschäftsstellen mit hauptberuflichem Personal der GEW-Gliederungen und in ehrenamtlich betriebenen GEW-Büros die Ehrenamtsarbeit besser unterstützen wollen. Der Beschluss löst eine Verabredung aus dem Jahr 1991 ab. Dennoch ist er erst ein weiterer Zwischenschritt, dem auf dem Gewerkschaftstag 2022 weitere Zwischenschritte folgen müssen. Bis dahin ist eine Kommission beauftragt, ein Finanzkonzept zu entwickeln, die erforderlichen Kooperationen in den Regionen zu koordinieren und die Umsetzung des Personalkonzepts zu begleiten. Ein strammes Programm.
  • Dem Ziel, aus Mitgliedern, die sich noch nicht zur Mitarbeit in der GEW NRW entschließen konnten, aktive Mitglieder zu machen, und zugleich den Generationenwechsel voranzubringen, dient der Beschluss „Willkommenskultur in der GEW NRW nachhaltig verbessern“.
  • Er wird flankiert vom Auftrag, ein Mentoring-Konzept in die Tat umzusetzen. Nicht zuletzt geht es hier darum, mehr (junge) Frauen zu gewinnen, die in der GEW NRW aktiv mitarbeiten.
  • Ein weiterer Baustein in diesem Zusammenhang ist der Beschluss zur Verbesserung der Mitgliederbindung. Man mag schmunzeln oder auch die Analogie ablehnen. Dennoch sollten wir uns auch damit befassen, dass dem Verkauf einer Dienstleistung heute ein After-Sales-Management folgt. Kontakt, Wertsch tzung und Angebot zur Mitarbeit sind leider nicht selbstverst ndlich, aber gewerkschaftliches After-Sales-Management.
  • Der Gewerkschaftstag 2019 fasste bereits Beschlüsse zur Verbesserung der digitalen Arbeit der GEW NRW. Nun stimmten die Delegierten einem Antrag der Jungen GEW und der Studierenden zu, eine Beschlussdatenbank einzurichten. Das mag technokratisch klingen, aber es geht um mehr als um Speicherplatz. Denn es soll nicht nur ein Onlinetool geben, dass wichtige Beschlüsse leicht zur Verfügung stellt. Es wurde vielmehr ein Konzept für Fortbildungen zu den bildungspolitischen und gewerkschaftspolitischen Positionen der GEW gefordert. Damit wird im Schuljahr 2021/2022 begonnen.

Bildungsfinanzierung

Für die GEW NRW wird die Bildungsfinanzierung zentrales Thema im Vorfeld der Landtagswahl sein. Dabei wird es auch darum gehen, wer die Kosten der Pandemiebekämpfung zahlt. Und auch die Senkung der Arbeitszeit, eine gerechte, verfassungsgemäße Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen kosten Geld.

Eine Landesregierung, die die Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamt*innen in der Vergangenheit als wesentliches Element der Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Dienstes bezeichnet, mag man für ignorant halten. Solche Äußerungen machen aber unmissverständlich klar, dass es nichts geschenkt gibt. Die Verteilungskämpfe werden hart. Aus diesem Grund beschlossen die Delegierten im Themenblock Bildungsfinanzierung drei zentrale Anträge:

  • Im Beschluss „Gute Bildung – gemeinsame Verantwortung“ geht es um Grundsätze der Bildungsfinanzierung. Die GEW NRW setzt sich für eine transparente Neuregelung der öffentlichen Verantwortungsgemeinschaft von Bund, Ländern und Kommunen ein. Nur durch eindeutig und verlässlich geregelte Zuständigkeiten, die von einem gemeinsamen und verantwortungsbewussten Handeln aller Beteiligten geprägt sind, kann in Zukunft unser Bildungssystem weiterentwickelt werden. Zudem können nur so gute Bildungschancen für alle geboten und zukunftsfähig aufgestellt werden.
  • Das Kooperationsverbot muss fallen. Der Beschluss „Mehr Geld für eine gute Bildung – gerade jetzt!“bezieht sich in doppelter Hinsicht auf die Pandemie: Er verweist darauf, dass in dieser Zeit die Schwächen und die chronische Unterversorgung deutlich wurden. Und er formuliert klar, dass Bildungsinvestitionen massiv gesteigert werden müssen – trotz der Verschuldung, die durch die Bekämpfung der Pandemie und ihre Folgen entstandenen ist.
  • Die Delegierten kritisierten die Pläne der Landesregierung für den schulscharfen Sozialindex. Im Zentrum dieser Kritik steht, dass die Landesregierung den Sozialindex als Sparmodell umsetzen will. Die Schwachen sollen den Schwächsten helfen – das kann nicht funktionieren. 

Satzungänderungen

Digitalisierung und Landesrat

Die Delegierten haben zwei Satzungsänderungen beschlossen:

  • Aus der AG Digitalisierung wurde das Referat Digitalisierung. Die Arbeit in diesem Themenfeld erhält so eine Aufwertung und unsere Expert*innen, die sich mit der Querschnittsaufgabe der Digitalisierung befassen, sind nun im Landesvorstand mit Sitz und Stimme vertreten.
  • Die Kolleg*innen der GEW vor Ort haben sich bisher in Bezirksvorständen und einem landesweiten Treffen beraten. Jetzt gibt es den Landesrat, der die Arbeit der Bezirksvorstände und der Gliederungen (noch) besser koordinieren und den Landesvorstand beraten soll.