lautstark. 29.04.2021

Wer Deutschland regieren will, muss Armut eindämmen

GehaltPrekäre Beschäftigung

Forderungen zur Armutsbekämpfung

Was muss passieren, damit die Schere zwischen Arm und Reich sich endlich schließt? Der DGB stellt klare Forderungen an die Politik – nicht zuletzt mit Blick auf die Bundestagswahl.

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  • Ausgabe: lautstark. 03/2021 | Arm und Reich: Schieflagen ausgleichen
  • Autor*in: Reiner Hoffmann
  • Funktion: Vorsitzender des DGB
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In Deutschland leben rund 13,2 Millionen Menschen in Armut. Ein Drittel von ihnen – traurige 4,4 Millionen – ist erwerbstätig, diese Beschäftigten sind „arm trotz Arbeit“. Um die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen und einen sozialen Arbeitsmarkt zu schaffen, der seinen Namen verdient, ist die Trockenlegung des Niedriglohnsumpfes existenziell.

Wer Armut bekämpfen will, muss dafür sorgen, dass arme Haushalte zur Mitte hin aufholen können – ihre Einkommen müssen überproportional ansteigen. Dazu muss der Mindestlohn zügig auf 12 Euro erhöht werden. Die Tarifbindung muss gestärkt werden, beispielsweise indem Tarifverträge leichter für alle Arbeitgeber verbindlich gemacht werden können. Und wir brauchen eine Kindergrundsicherung, damit Geringverdienende nicht mit Hartz IV aufstocken müssen, nur weil sie Kinder haben.

Gerade jetzt ist es – mit Blick auf die Kosten der Pandemie und überfällige Investitionen in Infrastruktur, Bildung und die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft – wichtig, dass starke Schultern mehr zum Gemeinwesen beitragen. Eine Reform der Einkommensteuer, die Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine gerechte Erbschaftsteuer gehören ganz oben auf die Agenda einer nächsten Bundesregierung.

Als DGB erwarten wir von den Parteien klare Aussagen, ob und wie sie Armut und Ungleichheit eindämmen wollen. Machen wir die Bundestagswahl auch zu einem Volksentscheid über Konzepte für Gute Arbeit und wirksame Armutsbekämpfung!