lautstark. 22.01.2020

Telefonberatung: Ein offenes Ohr für Lehrkräfte

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Sprech:ZEIT 24/7 bietet Hilfe

Der Hauptpersonalrat (HPR) Förderschulen hat zusammen mit den anderen GEW-geführten HPR das Notfalltelefon Sprech:ZEIT 24/7 durchgesetzt. Seitdem können sich Lehrkräfte mit unterschiedlichen Problemen bei den Berater*innen der Hotline melden.

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  • Ausgabe: lautstark. 01/2020 | Kindheit: Starke Kinder, starke Zukunft
  • Autor*in: Gaby Dietz
  • Funktion: Personalrätin und Expertin der GEW NRW für Förderschulen
Min.

Was verbirgt sich hinter Sprech:ZEIT 24/7?

Das ist eine vertrauliche und anonyme Telefonberatung für Lehrkräfte – rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Das Angebot ist unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 0007 715 erreichbar und wird von der BAD GmbH, dem arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Dienst im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung organisiert. Die Beratung steht allen Lehrkräften im öffentlichen Schuldienst seit dem 1. September 2018 kostenlos zur Verfügung.
 

Wie funktioniert die telefonische Beratung genau?

Am Hörer sitzen Expert*innen der BAD GmbH, die durch ein Studium und eine Ausbildung in systemischer Beratung qualifiziert sind. Sie sind intensiv geschult in der telefonischen Erstberatung und wissen über das Schulrecht in NRW Bescheid. Ganz wichtig: Die Berater*innen unterliegen der Schweigepflicht. Wer anonym bleiben will, bleibt anonym. Die Frage nach dem Schulort – Bezirksregierung und Schulform – dient lediglich der individuellen und optimierten Information zu dem bestehenden internen Beratungssystem.

Statistisch wird bei jedem vierten Anruf eine persönliche Beratung vermittelt. Die Kontakte finden innerhalb von 48 Stunden statt. Diese Beratung ist ebenfalls kostenfrei und kann auch mehrfach in Anspruch genommen werden. Die Ratsuchenden müssen dafür nicht ins BAD-Gesundheitszentrum fahren, sondern werden zu Hause oder an nahe gelegenen Orten beraten.
 

Aus welchen Gründen rufen Lehrkräfte an?

Die Gründe für die Anrufe müssen nicht mit der Schule in Zusammenhang stehen. Es können auch private Probleme, Sucht, Krankheiten von den Anrufer*innen selbst oder von Angehörigen sein. Bereits im ersten Jahr riefen etwa 350 Kolleg*innen an. Themen waren unter anderem Belastungen am Arbeitsplatz, Stress und Burn-out, Konflikte und Mobbing, Belastungen im Rahmen von Familie und Partnerschaft, Auswirkungen von Krankheit sowie Führungskräfteberatung.
 

Warum ist die Beratung auch dann sinnvoll, wenn sich nichts an den Rahmenbedingungen vor Ort ändert?

Auch unter schwierigen Bedingungen, die man vielleicht zunächst nicht verändern kann, geht es darum, einen möglichst guten Umgang damit für sich persönlich zu finden. Das erscheint vielen Kolleg*innen im ersten Augenblick unmöglich. Im Beratungsgespräch besteht die Chance, Perspektiven zu verschieben, eigene Ressourcen zu entdecken und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt zu bekommen.
 

Wie hat der Personalrat es geschafft, die Sprech:ZEIT 24/7 so schnell durchzusetzen?

Bereits die Ergebnisse der ersten COPSOQ-Gefährdungsbeurteilung im Bezirk Düsseldorf ergaben, dass verbale und körperliche Gewalt gegenüber Lehrkräften in den Förderschulen und Schulen für Kranke ausgeübt wird. Der HPR für Lehrkräfte an diesen Schulen forderte daraufhin das Schulministerium auf, im Rahmen seiner Fürsorgepflicht Maßnahmen zu ergreifen. Eine Arbeitsgruppe aus Vertreter*innen des Ministeriums, der BAD GmbH und der Hauptpersonalräte sollte Lösungen finden. Nach den Beratungen forderten die HPR im Jahr 2017 unter anderem ein Notfalltelefon für Lehrkräfte, die von Gewaltvorfällen betroffen sind. Diese Idee wurde im Arbeitsplan der BAD GmbH für das Jahr 2018 berücksichtigt und in der zweiten Hälfte des Jahres als Beratungshotline Sprech:ZEIT 24/7 installiert.
 

Wie wird das Angebot angenommen?

Monatlich rufen circa 100 bis 120 Personen bei der Sprech:ZEIT 24/7 an. Jedes Beratungsgespräch ist individuell und richtet sich nach den Bedürfnissen der Ratsuchenden. Mit dem genauen Beleuchten der speziellen Umstände und dem Herausarbeiten der eigenen Ressourcen kristallisieren sich häufig erste Lösungsideen heraus. Die Berater*innen fragen auch nach den schulpsychologischen Beratungsstellen, sozialen Ansprechpartner*innen, Beratungslehrer*innen und Krisenteams. Betroffene entscheiden am Ende selbst, an wen sie sich weiter wenden möchten. Insgesamt bekommen wir für die Sprech:ZEIT 24/7 ein positives Feedback.

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